Ein Beitrag zur Qualität von Nachschaffungsköniginnen, geschrieben für eine Leserfrage im deutschen Bienenjournal von Jörg Hinnerks
Bei der Aussage, Königinnen aus Nachschaffungszellen seien solchen, die bereits als Ei in einer Weiselzelle lagen unterlegen, handelt es sich um eine der unausrottbaren Halbwahrheiten in der Imkerei. (Eier welche direkt in Weiselzellen gelegt werden entstehen fast immer im Schwarmakt, seltener bei stiller Umweiselung).
Zunächst: Die Nachschaffung ist ein Notprogramm, mit dem die Bienen im Naturzusammenhang den unwahrscheinlichen Fall des Verlustes ihrer Königin kompensieren können. In dieser Situation herrscht so etwas wie Panik im Stock, und da werden oft (aber nicht immer) neben geeigneten, jüngsten Maden auch ältere zu Königinnen bestimmt. Daraus werden echte Notköniginnen, die natürlich auch als erste schlüpfen und meist die „richtigen“, aber noch unfertigen Königinnen in ihren Zellen töten. Diese Notköniginnen können das Volk zwar erhalten, aber nicht zu seiner vollen Leistungsfähigkeit führen. Meist werden sie im Folgejahr vom Volk durch eine nun planmäßig herangezogene Jungkönigin schwarmlos ersetzt.
Wenn ich nun einen Ableger bilde und diesen aus seiner Brut nachschaffen lassen will, breche ich am vierten Tag nach der Bildung alle bereits verdeckelten Zellen, denn diese wurden über zu alten Maden errichtet. Aus den verbleibenden Zellen schlüpfen durchaus gute Königinnen, vorausgesetzt, der Ableger stammt aus einem guten Volk.
Die besten Königinnen erhält man, wenn man am neunten Tag alle(!) Weiselzellen bricht und nun einen Eistreifen von einem zuchtwürdigen Volk gibt. Wie das geht, ist hier erklärt. Der Ableger ist nun ganz darauf eingestellt, eine Königin heranzuziehen. Gleichzeitig hat er keine offene Brut mehr. Daher können sich all die arbeitslosen Ammenbienen um die wenigen Eier bzw. Maden auf dem Eistreifen kümmern. Solche Königinnen werden in der Regel groß, leistungsfähig und langlebig. Sie können es in jeder Hinsicht mit Schwarmköniginnen aufnehmen. Gleichzeitig hat der Imker durch die Auswahl des Zuchtstoffes einen Beitrag zur Bestandsverbesserung geleistet. Dennoch sind es Nachschaffungsköniginnen.
Es sei noch angemerkt, dass jede Zuchtkönigin aufgrund der Nachschaffungsfähigkeit des Biens entstanden ist. Wer also pauschal behauptet, Nachschaffungsköniginnen seien minderwertig, behauptet eigentlich auch, dass Zuchtköniginnen minderwertig seien.