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Richtlinien

Richtlinien der Basiszucht
Beschlossen in Weimar am 11. April 2010

Präambel

Basiszucht ist die Auslese von Zuchtvölkern der Honigbiene allein in der mütterlichen Linie bei fortgesetzter Standbegattung der Königinnen. Alle Bienenvölker in der Umgebung können über ihre Drohnen am Zuchtgeschehen teilhaben. Das ist Zucht in offener Population. Dieser Weg führt in der Regel zu einem vitalen Zuchtstamm mit breiter genetischer Basis.

Die Basiszüchter verzichten darauf, alles unter Kontrolle haben zu wollen. Sie lassen geschehen und wählen aus dem, was sich daraufhin darbietet, das Beste aus.

Die Basiszüchter arbeiten kontinuierlich dafür, eine gute Landbiene zu erhalten, geleitet von Respekt vor der Biene, die als Geschöpf in der Welt ist wie wir.

Grundsätzliches

  1. Basiszucht ist ein einfacher, ökonomischer und naturnaher Weg der Bienenzucht.
  2. Die Basiszüchter benötigen keine Belegstellen. Sie verzichten auf künstliche Besamung. Sie lehnen Gentechnik ab.
  3. Basiszucht geschieht vor Ort. Das fördert die lokale und regionale Anpassung der Bienen.
  4. Basiszucht geschieht ohne Berücksichtigung der Außenmerkmale. Ausgelesen wird nach Eigenschaften wie Vitalität, Umgänglichkeit und Leistungsfähigkeit der Völker.
  5. Die besseren Völker des Bestandes werden vom Basiszüchter mäßig vermehrt. Übermäßige Vermehrung einzelner Völker enthielte das Risiko genetischer Verarmung.
  6. Die Basiszüchter integrieren natürliche Selektionsprozesse in ihre Arbeit.
  7. Sie lassen die jungen Königinnen frei ins Volk schlüpfen.
  8. Die Form ihrer Aufzeichnungen ist den Basiszüchtern freigestellt.
  9. Eine gute, robuste Landbiene erleichtert die Bienenhaltung auch unter nicht optimalen Umwelt- und Trachtbedingungen.

Organisatorisches

  1. Die Union der Basiszüchter empfiehlt einfache Zuchtpraktiken, die jeder Imker anwenden kann. Viele Imker züchten ihre Bienen schon lange mit Standbegattung. Sie werden ermutigt, dies organisiert zu tun und ihre Erfahrungen auszutauschen. Ihre züchterische Leistung wird anerkannt.
  2. Die Union der Basiszüchter ist offen für einen konstruktiven Diskurs mit anderen Zuchtrichtungen.

Praktische Hinweise

  • Völkerzahl: Wer von zwei Völkern das schlechtere auflöst oder umweiselt und das Bessere vermehrt, ist bereits züchterisch tätig. Mit größeren Völkerzahlen ist komplexere Zucht möglich.
  • Zuchtziele: Die Basiszüchter haben ähnliche Zuchtziele wie andere Zuchtverbände: Vitalität, Winterfestigkeit, Umgänglichkeit, Honigleistung und in der Regel auch Schwarmträgheit. Die Biene soll an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst sein und möglichst viele Herausforderungen meistern. Im Detail bestimmen die Basiszüchter ihre Zuchtziele individuell. Sie streben nach einer optimalen Balance der Eigenschaften ihrer Bienen, wissend, dass der Mensch immer nur einen kleinen Ausschnitt des komplexen Ganzen sehen kann, auf das er einwirkt.

  • Zuchtstamm: Die züchterische Arbeit wird mit guten Völkern begonnen. Daraus entwickelt der Basiszüchter durch Auslese in der mütterlichen Linie einen Zuchtstamm, der auf Dauer beibehalten wird, so weit er sich bewährt. Damit hat der Basiszüchter Teil an der regionalen Landbiene.
  • Nutzung natürlicher Selektion: Bei Standbegattung bewirkt die Konkurrenz der frei fliegenden Drohnen um den Begattungserfolg eine intensive Selektion auf Vitalität. Darüber hinaus überlassen die Basiszüchter ihren Bienen die Wahl, aus welchem der gegebenen Stifte letztlich die neue Stockmutter wird. Winterliche Völkerverluste sind für den Imker ärgerlich, sind aber eine harte natürliche Auslese.
  • Genetische Vielfalt: Mit der geschlechtlichen Vermehrung werden in der Natur unterschiedliche Veranlagungen immer wieder neu kombiniert, erprobt und auf Lebensfähigkeit selektiert. Da gibt es eine geniale Balance zwischen Vielfalt im Detail und Festigkeit im Grundlegenden.
    Der Imker hat über die Standbegattung die in der Tierzucht einmalige Möglichkeit, in der offenen Zuchtpopulation die Dynamik der Natur aufzugreifen und zu gestalten. Die genetische Vielfalt wird als Chance begriffen und als Selektionsbasis gewollt.
    Durch den freien Begattungsflug, insbesondere durch die Drohnen, wird bewährtes Erbgut mit den Jahren weithin ausgetauscht. So vernetzt sich die offene Population der Landbiene.
  • Standort: Im Umfeld von ca. 10 km Radius sind in aller Regel viele unterschiedliche Bienenvölker vorhanden, so dass bei Zucht in offener Population genug genetische Vielfalt gegeben ist. Damit ist Inzucht unmöglich.
    Negative Einflüsse aus dem Umfeld kommen manchmal vor, zumal wenn ein benachbarter Imker Stecher duldet. Ist diese Quelle nicht auszuschalten, sollte ein entfernter, besserer Standort für die Begattung gewählt werden. Der Basiszüchter stellt Vatervölker, indem er von seinen guten Völkern viele Drohnen schlüpfen und ausfliegen läßt. Das wirkt auf den eigenen Bestand zurück und auf benachbarte Imkereien mit Standbegattung ein.
  • Heritabilität: Eigenschaften, die der züchterischen oder natürlichen Selektion unterliegen, sind an verschiedenen Stellen des Chromosomensatzes quantitativ codiert. Im Zusammenklang dieser verstreuten Informationen werden die individuellen Eigenschaften eines Volkes ausgeprägt. Das wird bei jeder Begattung neu kombiniert. Die erbfeste Verankerung erwünschter Eigenschaften erstreben die Basiszüchter so, dass die Vielfalt dessen erhalten bleibt, was nicht züchterisch bearbeitet wird. Deshalb züchten sie in offener Population.
  • Vermehrung: Unter natürlichen Bedingungen würde ein Bienenvolk mehrere Schwärme im Jahr abgeben. Durch Umlarven ist es technisch möglich, aus einem einzigen Volk Tausende Königinnen zu ziehen. Das würde den betroffenen Bestand in einen gefährlich engen genetischen Flaschenhals führen. Der Basiszüchter wählt ca. die Hälfte bis ein Viertel seines Bestandes für die Nachzucht aus. Mehr als zehn, zwanzig junge Königinnen im Jahr zieht er auch von den besten Völkern nicht nach.
  • Größe von Jungvölkern: Die Jungvölker sollen so stark sein, dass sie mehrere Weiselzellen gut pflegen können und dass die junge Königin ihre Leistungsfähigkeit in Form von großen Brutflächen zeigen kann. Diese Größe beginnt bei der Bienenmasse von drei dicht besetzten Waben DN. Kleinere Begattungsvölkchen und der Verkauf von Königinnen passen nicht recht zur Idee der Basiszucht.
  • Aufzeichnungen: Wer mehr als vier, fünf Völker hat und systematisch züchten will, muß schriftliche Aufzeichnungen führen über Leistungen, Eigenschaften und Besonderheiten der einzelnen Völker sowie darüber, wann welches Volk wie behandelt wurde. Bestimmte Stockkarten sind in der Basiszucht nicht vorgeschrieben.
  • Zeichnen der Königinnen: Nur eine gezeichnete Königin ist genügend sicher zu identifizieren. Gezeichnet werden kann die Königin ohne Risiko erst, wenn sie schon eine Weile in Eilage ist.
  • Wirtschaftlichkeit: Die Basiszüchter streben mit geringem Aufwand nach einer Biene, die robust, vital und umgänglich ist. Sie soll zur konkreten Beute und Betriebsweise passen und einen guten Ertrag an Honig und anderen Bienenprodukten bringen.

Sie können die Richtlinien der Union der Basiszüchter (119,1KB) als pdf-Datei herunterladen.

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