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Bericht von der Jahreshauptversammlung 2012 in Schwerin

von Jörg Hinnerks und Rainer Rodenwald

Am Sa/So den 31.3./1.4. fand in der Naturschutzstation in Schwerin die Jahreshauptversammlung der Union der Basiszüchter statt. Herbert Brandt aus Schwerin erläuterte die wechselvolle Geschichte des Gebäudes, in dem heute die Naturschutzstation untergebracht ist, und führte uns draußen im Bienenhaus das kompatible System der AG Magazinimker im Detail vor.

Nach der Mittagspause wurden Erfahrungen mit Basiszuchtverfahren ausgetauscht. Bei der „2x9-Methode” werden bei einem Volk, dass umgeweiselt werden soll, die Königin und alle Schwarmzellen entfernt. Nach 9 Tagen werden die Nachschaffungszellen gebrochen. Nunmehr erhält das Volk einen Eistreifen oder eine Zuchtwabe von einem ausgewählten Volk. Das wirkt auf die Völker verjüngend und gesundend. Die Milbenpopulation wird gehemmt, indem durch eine längere Brutpause viele Milben steril werden. Obwohl eine Brutunterbrechung stattfindet, geht das Volk nicht allzu stark zurück, weil die Bienen durch die ausgefallene Brutpflege nur langsam altern.

Bei den Basiszüchtern schlüpfen mehrere bis alle angesetzten Weiselzellen. Das Volk selbst wählt daraus die Beste zur Königin. Bedingt durch den freien Begattungsflug kann sich die Königin mit den stärksten, vitalsten Drohnen paaren, die sich unter freiem Himmel durchsetzen.

Rainer Rodenwald erläuterte, was Zucht ist und was nicht. Generation für Generation wählt er die besten Völker für die Vermehrung aus — das ist Bienenzucht, obwohl es bei Standbegattung naturgemäß keine Kontrolle über die Anpaarung geben kann. Bei seinen Hühnern dagegen weiß er seit Generationen, welcher Hahn jeweils der Vater der nächsten Generation war. Trotz kontrollierter Anpaarung ist das keine Hühnerzucht, weil keine Auslese stattfindet.

Anschließend berichtete Heiko Stolle aus Schwerin über seine Zucht der Carnika. Er arbeitet mit Königinnen aus einer kargen Gegend in Österreich und deren Nachzucht, angepaart mit Drohnen der Zuchtgemeinschaft Rostock.

Engagiert wurde über Völkerverluste und Strategien im Umgang mit der Varroa diskutiert. Anscheinend wirkt die Ameisensäure nicht mehr so zuverlässig wie früher. Das Wirkungsfenster, in dem die Milbe getötet wird, ohne dass die Bienen ernsthaft Schaden nehmen, scheint kleiner zu werden. Daraufhin wurden verschiedene Verfahren der Brutentnahme (vgl. Dr. Büchler, Kirchhain) diskutiert und über erste Erfahrungen damit berichtet. Weiterhin wies ein Teilnehmer darauf hin, dass winterliche Völkerverluste auch als eine — wenn auch schmerzhafte — natürliche Selektion angesehen werden können. Durch reichliche Ablegerbildung im Vorjahr könne man dieser nicht nur begegnen, sondern sie letztlich in die eigene Selektionsarbeit einbeziehen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass wir achtsam und respektvoll mit dem Bien umgehen wollen. Technokratische Manipulationen, die der Biene alles zumuten, was sie aushält, sind nicht unsere Sache. Der Mensch selbst ist ja nur ein Teil der wunderbaren belebten Natur.

Der Samstag klang mit intensiven Gesprächen in kleinen Gruppen aus.

Der Sonntagvormittag war den Formalia der Jahreshauptversammlung vorbehalten. Im Anschluss daran machten sich die Teilnehmer auf die z.T. weite Heimreise.

Themenabend über Basiszucht an der Uni Witzenhausen

von Matthias Engel

Will man in Deutschland ökologische Landwirtschaft studieren, so ist die Kleinstadt Witzenhausen zwischen Kassel und Göttingen in der Regel die beste Wahl. Hier halten sich etwa 700 Studenten auf, mit dem Ziel die Zusammenhänge des Ökolandbaus zu begreifen.

Der Vorstand der „Union der Basiszüchter“ und ich, Matthias Engel, kamen im September auf die Idee, in Witzenhausen einen Abend über die Züchtung lokaler Bienenpopulationen zu veranstalten, da dies ja auch einen stark ökologischen Charakter hat. Außerdem ist die Einfachheit der Vermehrung in der Basiszucht ein gutes Argument, um eben diese Ökolandwirten zu empfehlen, welche sich auf ihrem Hof der Ganzheitlichkeit wegen auch ein paar Bienenvölker ohne viel Zeitaufwand halten möchten.

So fand am 30. November 2011 von 17-20 Uhr unser Themenabend über Basiszucht statt, welcher mit über 50 studentischen Zuhörern sehr gut besucht wurde. Einführend hielt ich einen Bildervortrag über die Geschichte der Bienenzucht mit den Schwerpunkten Lüneburger Heideimkerei, Carnica-, Buckfast-, und Basiszucht. Darin wurde deutlich, auf welche Weise die regionalen Bienenpopulationen deutschlandweit in den letzten 200 Jahren zerstört wurden.

Rainer Rodenwald erläutert den genetischen Flaschenhals

Anschließend berichtete Rainer Rodenwald aus seiner langjährigen praktischen Erfahrung mit der Basiszucht, was in der letzten Stunde mit einer regen Diskussion endete. So wurde unter anderem die Genverarmung durch intensive Zuchtauslese besprochen, welche in der Basiszucht durch mäßige Vermehrung vieler Völker verhindert wird. Auch führte Herr Rodenwald die einfache Vermehrung mit Eistreifen live an einer leeren Wabe vor.

Viele Imker kaufen sich regelmäßig von einem großen Züchter oder von einem Institut neue Zuchtköniginnen, da ihre früheren Einkäufe spätestens in der zweiten eigenen Nachzuchtgeneration bei Standbegattung nicht mehr befriedigen. Diese Erscheinung ist aber normal, da die Völker immer erst den typischen Aufspaltungsprozess nach Mendel durchmachen müssen, welcher sich bei jeder regionalen Neueinführung einer Zuchtlinie (auch bei Standbegattung) zeigt, wenn auch in verzerrter Form. Wenn der Imker aber diese Tiefphase akzeptiert und einfach weiter von den wenigen guten Völkern vermehrt, so kommt er in den folgenden Generationen bereits nach 5-6 Jahren zu einer äußerst robusten und der Landschaft angepassten Biene, die ihn als Hobbyimker in jeder Hinsicht voll zufriedenstellt und durch keine andere Biene zu ersetzen ist. Denn der Standimker, welcher keine Trachten anwandert, benötigt vielerorts eine sparsame und nicht übermäßig brütende Landbiene, die das Trachtangebot in angemessener Weise ausnutzt und ihm auch in schlechten Jahren konstante und sichere Honigernten beschert. Dazu führt über mehrere Jahre praktizierte Basiszucht, und obendrein bleibt hierbei die genetische Vielfalt der Biene erhalten – genau das Richtige also für den Ökolandwirt, der Imkerei sozusagen als Hobby auf dem Hof betreiben möchte!

Am Ende des Abends bekamen wir viel Lob für eine anscheinend gelungene Veranstaltung.