Themenabend über Basiszucht an der Uni Witzenhausen
von Matthias Engel
Will man in Deutschland ökologische Landwirtschaft studieren, so ist die Kleinstadt Witzenhausen zwischen Kassel und Göttingen in der Regel die beste Wahl. Hier halten sich etwa 700 Studenten auf, mit dem Ziel die Zusammenhänge des Ökolandbaus zu begreifen.
Der Vorstand der „Union der Basiszüchter“ und ich, Matthias Engel, kamen im September auf die Idee, in Witzenhausen einen Abend über die Züchtung lokaler Bienenpopulationen zu veranstalten, da dies ja auch einen stark ökologischen Charakter hat. Außerdem ist die Einfachheit der Vermehrung in der Basiszucht ein gutes Argument, um eben diese Ökolandwirten zu empfehlen, welche sich auf ihrem Hof der Ganzheitlichkeit wegen auch ein paar Bienenvölker ohne viel Zeitaufwand halten möchten.
So fand am 30. November 2011 von 17-20 Uhr unser Themenabend über Basiszucht statt, welcher mit über 50 studentischen Zuhörern sehr gut besucht wurde. Einführend hielt ich einen Bildervortrag über die Geschichte der Bienenzucht mit den Schwerpunkten Lüneburger Heideimkerei, Carnica-, Buckfast-, und Basiszucht. Darin wurde deutlich, auf welche Weise die regionalen Bienenpopulationen deutschlandweit in den letzten 200 Jahren zerstört wurden.
Anschließend berichtete Rainer Rodenwald aus seiner langjährigen praktischen Erfahrung mit der Basiszucht, was in der letzten Stunde mit einer regen Diskussion endete. So wurde unter anderem die Genverarmung durch intensive Zuchtauslese besprochen, welche in der Basiszucht durch mäßige Vermehrung vieler Völker verhindert wird. Auch führte Herr Rodenwald die einfache Vermehrung mit Eistreifen live an einer leeren Wabe vor.
Viele Imker kaufen sich regelmäßig von einem großen Züchter oder von einem Institut neue Zuchtköniginnen, da ihre früheren Einkäufe spätestens in der zweiten eigenen Nachzuchtgeneration bei Standbegattung nicht mehr befriedigen. Diese Erscheinung ist aber normal, da die Völker immer erst den typischen Aufspaltungsprozess nach Mendel durchmachen müssen, welcher sich bei jeder regionalen Neueinführung einer Zuchtlinie (auch bei Standbegattung) zeigt, wenn auch in verzerrter Form. Wenn der Imker aber diese Tiefphase akzeptiert und einfach weiter von den wenigen guten Völkern vermehrt, so kommt er in den folgenden Generationen bereits nach 5-6 Jahren zu einer äußerst robusten und der Landschaft angepassten Biene, die ihn als Hobbyimker in jeder Hinsicht voll zufriedenstellt und durch keine andere Biene zu ersetzen ist. Denn der Standimker, welcher keine Trachten anwandert, benötigt vielerorts eine sparsame und nicht übermäßig brütende Landbiene, die das Trachtangebot in angemessener Weise ausnutzt und ihm auch in schlechten Jahren konstante und sichere Honigernten beschert. Dazu führt über mehrere Jahre praktizierte Basiszucht, und obendrein bleibt hierbei die genetische Vielfalt der Biene erhalten – genau das Richtige also für den Ökolandwirt, der Imkerei sozusagen als Hobby auf dem Hof betreiben möchte!
Am Ende des Abends bekamen wir viel Lob für eine anscheinend gelungene Veranstaltung.